musger, ruland, velikovský
tat und tod
erich mühsamEine interdisziplinäre Lyrikinterpretation
Der Tod, den ich erlitten habe,
stählt meine Manen zum Gefecht.
Gruß euch, ihr Mörder, aus dem Grabe!
Zum Kampf! und wer gewinnt, hat recht!"
die Stimme des Gemordeten)
tat und tod - das stück
Die politische Lyrik Mühsams wirkt auf den ersten Blick geradlinig: Ein überzeugter Anarchist ruft zur Revolution auf. Und tatsächlich hat der Dichter nicht für die kontemplative Lektüre geschrieben, er trug seine Gedichte bei Massenveranstaltungen im revolutionären München vor, um damit Wirkung zu erzielen.
Wer genauer hinsieht, dem offenbart sich jedoch, dass es sich nicht um plumpe Propaganda im Versmaß handelt. Mühsam ringt mit den Widersprüchen, die nicht bloß seine aufständische Gesellschaft, sondern seine politischen Überzeugungen selbst durchziehen. Die (Un-)-Möglichkeit politischer Organisation, die Notwendigkeit und Gefahr der Konfrontation, die Einsicht in die Unvermeidlichkeit des Kampfes und seine pazifistische Überzeugung streiten zwischen den einzelnen Gedichten und immer wieder auch zwischen deren Zeilen.
Die interdisziplinäre Aufführung Tat und Tod versucht nicht, diese Widersprüche zu kaschieren, sondern legt sie schonungslos offen. Dreizehn Gedichte werden in ihrer jeweils eigenen Stimmung, mal ernsthaft, mal überzeichnet, mal nüchtern und mal gefühlsstark vertont. Die zwei Teile des Programms widmen sich jeweils zwei zentralen Motiven ihres Quellmaterials. Im ersten Teil steht die (politische) Aktion im Mittelpunkt, im zweiten der höchste Preis der dafür - aber auch in Ermangelung ihres Gelingens zu bezahlen ist.
Unterbrochen werden die Interpretationen von zeitgenössischen Texten, die den äußeren Widerspruch zu den von Mühsam verfolgten Zielen und Methoden aufzeigen, und die, wie wir heute wissen, die Oberhand gewinnen sollten. Das Bühnenbild versetzt die Auftretenden zu jedem Stück in eine andere Umgebung und verstärkt die Kontraste zwischen den Gedanken des Dichters.
besetzung
- Elektrischer Bass, Konzeption, Projektleitung:
Jakub Velikovský - Sprachgesang, Konzeption:
Jura Musger - Schlagwerk, Konzeption:
Johannes Ruland - Sprechrolle:
Zoe Kursawe - Videodesign
Dario Stefanek ( Lampenschirm ) - Lightdesign:
Andreas Blantz